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Parnehnen                       

Krasnij Jar 
Früher ein deutsches Dorf in Ostpreußen Heute ein russisches Dorf in der Oblast Kaliningrad
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K - wie Kettenhund


 

 

 

Auszug aus meinem russischen Tagebuch

 

zwei Kettenhunde in Rußland, 26 Jun. 2009

Zwei Kettenhunden in Rußland habe ich gestern ein bisschen Freude bereitet mit ein paar Leckerlis





Sie leben auf einem Platz an der Straße, beide mit Ketten angebunden an landwirtschaftlichen Geräten.
Der eine hat als Schutz ein großes, schräg angelehntes Brett, dem anderen steht eine Blechtonne zur Verfügung.

Ihr seid entsetzt?

ich auch; die Menschen leben unter vergleichbaren Umständen.

Das war die Planung mit Klaus zusammen nach dem Bericht vom Juni:

Klaus hatte vorgeschlagen, im Herbst etwas von dem stabilen Material – fertig zugeschnitten – mitzunehmen, das wir für die Liegeplatten in Dluzyna Gorna und für ein anderes Tierheim verwendet haben. (

http://www.forumromanum.de/member/forum/entry_ubb.user_411504.1218633099.1104744865.1104744865.1.liegeplatten_trocken_und_warm-doggis_tierhilfe.html )

Vor Ort werden sie dann zusammen gebaut, und von außen bringen wir ein paar krumme Bretter zur Tarnung an.
Und dann muß ich noch Tamara gewinnen, die in dem Dorf Bolschoi Gorki viel Einfluß hat und fast täglich an dem Platz vorbei kommt auf dem Weg zu ihrem Magazin, mit mir zu den Hundebesitzern zu gehen, damit sie unser Geschenk an die Hunde annehmen und bewahren.
Und Tamara wird sich verpflichtet fühlen, die Hütten noch im nächsten Winter oder Frühjahr, wenn ich wieder hier bin, vorzeigen zu können.





Tamara hat in diesem Dorf eine Art Bürgermeister - Funktion, sie kümmert sich ehrenamtlich um einige bedürftige Familien und ist mit meinen Freunden Luba und Wolodja befreundet.

 

 

Aber hier seht Ihr noch mal die (inzwischen weiß ich, daß es eine Hündin ist) Kleine auf dem Platz, den sie im Sommer in ihrer Blechtonne bewohnte.

Die folgende ausführliche "Geschichte" muß man nicht lesen, wenn man keine Zeit hat; sie zeigt jedoch ein wenig, wie wir mit viel Geduld versuchen, die Hundebesitzer zu unseren Freunden und Helfern ihrer Hunde zu gewinnen.

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Dies Bild habe ich eigentlich wegen des blauen Hintergrundes geschossen, das sind Lupinen, die im Juni an manchen Stellen ganze Wiesen blau erstrahlen lassen.

Inzwischen waren wir wieder dort

Am 3. Tag fanden wir Zeit, nach den Hunden zu sehen. Als wir an dem Platz mit den Ackergeräten ankamen, sah ich unter seinem Brett nur den grauen Zottel stehen. Wie auch früher freute er sich, gestreichelt zu werden und stürzte sich auf Futter und Leckerlis, die Klaus ihm anbot. Er war klapperdürr, zitterte unter seinem nassen, verfilzten Fell, und sein Schafplatz unter dem schrägen Brett war kahle, nasse Erde. Hier hatte es schon seit 2 Wochen geregnet.
Klaus wirkte erschrocken, ich machte mich auf die Suche nach den Besitzern. Im nächsten Haus kam auf mein Rufen hin eine freundlich lächelnde Frau und bestätigte, daß die Hunde zu ihnen gehören. Auf meine Frage, ob sie einverstanden sei, wenn wir den Hunden eine Hütte schenken, erhielt ich auch ein freundlich gelächeltes „ja“. Ich fragte nach dem 2. Hund, - ob er tot sei? Nein, er sei unten und bewache das Auto. Sie begleitete mich auf die andere Straßenseite zu einem Platz mit Schuppen, Schrott und Fahrzeugteilen und zu einem ausgeschlachteten Auto ohne Fensterscheiben; heraus sprang ein kleines Monster mit abstehenden Haaren und dem festen Vorsatz, mich zu killen. Das war doch nicht der freundliche, zierliche Hund vom Sommer?
Und dann erspähte ich ihn, noch etwas weiter von der Straße entfernt neben der bekannten Blechtonne, schwarz-weiß und noch schlanker als in meiner Erinnerung. Klaus fütterte inzwischen das „Monster“ aus sicherer Entfernung, neben dem schwarz-weißen Hund erklärte das Auftauchen eines dicken, weißen Welpen, daß er wohl eine „sie“ sei und der dicke Welpe offensichtlich ein zusätzlicher Grund für die extreme „Schlankheit“ seiner Mutter. Die lächelnde Besitzerin erklärte mir stolz, die Hündin sei eine Laika, also ein Husky. Ich zeigte zu unserem Wohnmobil, bei dem Eldo, mein Husky , über das Lenkrad lugte und
antwortete, das sei „Laika“. Wir einigten uns, daß ihre Laika ein Mix sei, und ich vermute, daß ich die Mutter kenne, eine unterernährte Huskyhündin, deren Besitzer ich schon im vorigen Jahr gefragt hatte, wer sie füttert.

Nachdem auch die Laika und ihr Welpe eine Mahlzeit Trockenfutter verschlungen hatten, bestaunte ich den wirklich schönen, liebevoll angelegten und gepflegten Blumengarten vor dem Haus Gesprächspartnerin und fragte auch nach dem Gemüsegarten. Kartoffeln, Möhren, Gurken und Tomaten zu pflanzen und ernten zu können ist hier ein Zeichen für Fleiß und Verantwortungsgefühl. Faule Leute und Alkoholiker können nicht im Winter von ihren Gartenerzeugnissen leben.
Sie zählte stolz auf, was sie geerntet haben, und mein Lob machte also deutlich, daß ich sie für fleißig und ordentlich halte. Offensichtlich kam sie sich wegen der Hunde etwas schäbig vor und erzählte, sie hätten kein Holz oder Geld für eine „Budka“ für die Hunde. Meine „deutsche“ Meinung hierzu ließ ich unerwähnt.



 



Auf der anderen Seite des Platzes wohnt Tanja in einem früheren deutschen Bauernhaus bzw. dem Rest davon.


Was denkt Ihr, wie alt sie ist?
Tanja kenne ich seit mindestens 10 Jahren, damals lebte sie im Kinderheim "meines" russischen Dorfs, inzwischen ist sie Mutter eines 5jährigen Sohnes und hat hier gerade, - wie bei jedem meiner Besuche - etwas Wäsche bekommen und einen kleinen Zuschuß zum Kauf von Lebensmitteln.



 


Klaus träumte in der nächsten Nacht von den 3 Hunden und machte sich am Vormittag mit Hundefutter auf den Weg. Der größere Zottel, der wahrscheinlich auch eine Hündin ist und sich in gepflegtem Zustand sicher als Schönheit entpuppen und etwas Ähnlichkeit mit Eldo bekommen würde, hatte plötzlich einen Autositz als Liegemöglichkeit unter seinem Brett.
Der von Klaus geplante Hundehüttenbau musste aus verschiedenen Gründen ausfallen, und ich begann, im Bekanntenkreis nach Möglichkeiten zu forschen, an fertige Hütten zu kommen. Nach etlichen Fehlversuchen erklärte sich unser Freund Walodja bereit, uns eine Budka zur Verfügung zu stellen. Erst später begriffen wir (zum Glück) alle das Missverständnis, Walodja hatte geglaubt, wir wollten einen unserer eigenen drei Hunde während unseres Aufenthalts hier darin unterbringen. So einigten wir uns also folgendermaßen: Pietsch, Walodjas Dackel und stolzer Besitzer einer schicken Budka mit Vorhang am Eingang bekommt vorübergehend ein warmes Lager im Stall, und im Winter wird er sowieso immer gewaschen und ins Haus eingeladen. Walodja bekommt 40 Euro für Material und sucht einen kundigen Erbauer einer neuen Hütte, die dann gegen die alte von Pietsch eingetauscht wird.
Also fuhren Walodja und Klaus zusammen los, um einen Hund glücklich zu machen. Obwohl unser russischer Freund sicher schon oft diesen Weg gefahren ist, war er erschüttert, als er die Unterkunft dieser Hunde aus der Nähe sah. Auch er gab keinen Kommentar ab, aber erklärte der Frau, daß die Gardine vor dem Eingang etwa 3 Tage offen bleiben muß, bis sich die Zottelhündin an die neue Wohnung gewöhnt hat. Die Sonne hatte tagsüber geschienen, die Hündin hatte sich auf dem Asphalt gesonnt und stand schnuppernd vor dem warmen Heim, in dem frisches Heu lag und das nach Pietsch roch. 4 Hunde bekamen Futter, und das borstige Monster kläffte gar nicht mehr, machte Ansätze zum Wedeln und hätte Klaus fast aus der Hand gefressen. Fast.
In dieser Nacht gab es Frost und am Tag Schneeregen und Sturm.

Bilder und eine Fortsetzung brauchen noch etwas Zeit.

Aber hier schon mal das Fenster von Tanjas Kinderzimmer.






Für Ungeduldige:

Eine Hütte lassen wir für sie bauen, bis dahin hat "Tschiep" ihr seine Hütte geliehen und schläft solange im Stall.