Parnehnen                       

Krasnij Jar 
Früher ein deutsches Dorf in Ostpreußen Heute ein russisches Dorf in der Oblast Kaliningrad
Patenkinder
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Tollik, Nastja, Dima, Ruslan

Die Familie L. kenne ich seit etwa 1999.

Die Feldscherin Sweta war damals sehr aufgeregt, als sie erfuhr, daß bei der Familie Zwillinge ohne ihre Hilfe geboren worden waren und heuerte mich und mein Auto zum Besuch an. Wir fanden zwei gesunde Kinder und die Mutter - Ljuba L. -, die kurz vor der Geburt alle Familienmitglieder fort geschickt hatte, um ihr 7. und 8. Kind in Ruhe allein zur Welt zu bringen. Von da an besuchte ich die Familie fast immer, wenn ich mich in Parnehnen aufhielt.

Immer war es sauber, alle Familienmitglieder gingen freundlich und ruhig miteinander um, und immer waren Milch, Brot, Kartoffeln und Gemüse oft auch Fleisch vorrätig.

Tollik  beteiligt sich an der nötigen Arbeit

Niemals sah ich Ljuba schimpfen, sie fragte ihre Kinder, ob sie bitte dies oder jenes tun würden, und die halfen.

Katja spielt mit der kleinen Schwester Nastja

2002

 

Rita ist nach ihrer Heirat nach Kaliningrad gezogen und kommt gern auf Besuch nach Krasnij Jar, wenn ich dort bin, denn sie strickte schon als junges Mädchen wunderschöne Strümpfe für mich. Sie bekommt von mir Wolle, und gegen Honorar strickt sie für alle Kinder im Kinderheim und etliche alte Leute Socken.

Auch Freunde in Deutschland freuen sich über ein "Sockengeschenk "

Hier sucht sie in meiner Wohnung aus einem Stapel Kinderwäsche aus, was sie für den kleinen Ruslan und den Säugling haben möchte.

Nur, was wirklich gebraucht wird, nimmt sie mit fragendem Seitenblich zu mir, denn sie weiß: viele andere junge Mütter brauchen auch Kinderkleidung.

Und dann stellen wir die Wolle für die nächsten Strümpfe zusammen, dies für das Bein, das für den Fuß und jenes, - extra verstärkt  - für Ferse und Spitze.

 

 

 

2005

 

Nastja und Dima sind schon in der Schule, Ruslan und seine kleine Schwester sind mit ihrer Mutter Rita zu Besuch. Schon als Tollik noch klein war,

half er zuhause und arbeitete wie alle anderen Familienmitglieder, damit alle satt werden. Nun will er nach dem Abschluß auf  der weiterbildenden

Schule im nächsten Jahr als Kadett zur Baltischen Flotte, so wie sein älterer Bruder.

 

Nun haben sie schon ein Jahr lang die Vorschulklasse von Galina besucht und werden im September in die 1. Klasse bei der Lehrerin Nina

eingeschult.

Und der Vater gehört zur Baubrigade und hat alle meine Nachbarn in Olchowka beim Stromausfall gerettet.

 

02.2010

Ljuba L. ist die Muter von Rita, Anton, Katja, Tollik, 2 erwachsenen Kindern, die ich nicht kenne und den Zwillingen Nastja und Dima.

Ich kannte ich, seit sie vor etwa 10 Jahren ihre Zwillinge als 7.und 8. ihrer Kinder ohne Hilfe zur Welt brachte. Ein bißchen Unterstützung bekam sie immer durch die Parnehnen-Hilfe, und für etwa 2 Jahre hatte die Familie Paten, die dann jedoch wegen eigener finanzieller Sorgen die Patenschaft beenden mussten. Der Vater der Zwillinge arbeitet als Fahrer und Elektriker und Fachmann für die Wasserversorgung beim Bautrupp der Administration, Mutter Ljuba brachte als Verkäuferin Ordnung und neue Ideen in den Dorfladen und etwas Geld nachhause. Die Familie betreibt eine kleine Landwirtschaft, alle Familienmitglieder helfen. 2 große Söhne sind Kadetten bei der Baltischen Flotte. Eine der älteren Töchter kam nach der Trennung von ihrem prügelnden Mann mit 2 kleinen Kindern wieder nachhause und übernahm vertretungsweise den Laden, als die Mutter erkrankte. Dann kam die Nachricht, die Tochter Rita muß wegen Krebs operiert werden. Operationen müssen in Russland vom Patienten finanziert werden, und das Geld ist sowieso knapp. Luba hatte nun 4 kleine Kinder, den Haushalt, den Garten und die Kühe zu versorgen, und  auch die Söhne brauchten noch Unterstützung. Luba hatte immer Schmerzen und war schlapp und müde, Rita erholte sich langsam nach ihrer Operation und kam zurück nach Parnehnen.

Vorgestern erfuhr ich von meinem Helfer und Geldverwalter vor Ort Wolodja, Ljuba ist im Januar gestorben.

 

2012  
In den vergangenen Jahren sah ich die Zwillinge und auch Ritas Kinder bei den meisten meiner etwa 3 jährlichen Besuche in Parnehnen. Sie schienen mir lockerer und fröhlicher, auch in der Schule machten sie sich gut.  
 
März 2013  

Im Frühjahr 2012 sah ich, daß es dem Vater Boris nicht gut geht, er hatte Schmerzen im gesamten Bauch.  Noch während meines Aufenthalts ließ er sich im Krankenhaus untersuchen,  eine Diagnose erfuhr ich von ihm nicht.  Ganz offensichtlich war jedoch, daß auch bei ihm eine schwere Erkrankung vorlag.

Im Sommer traf ich Zuhause nur die 4 Kinder an, sie wirkten alle sher traurig und niedergedrückt.  Der Vater sei im Krankenhaus und die große Schwester zur Arbeit in Kaliningrad. Später besuchten die Zwillinge mich gemeinsam mit anderen Kindern in meiner kleinen „Dienstwohnung“ zu einem Spielenachmittag. Boris geht es noch schlechter,  er braucht starke, teure  Schmerzmittel.