Parnehnen                       

Krasnij Jar 
Früher ein deutsches Dorf in Ostpreußen Heute ein russisches Dorf in der Oblast Kaliningrad
Berichte
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Bericht 2007

 

Im Jahr 2007 wurden 3 Fahrten nach Parnehnen durchgeführt. Im Februar und Juni begleiteten mich mein Mann Klaus und unsere beiden Hunde.

 Beim 3. Ostpreußenbesuch während der Herbstferien bekam ich große Verstärkung durch meine Tochter, meinen Schwiegersohn und meine drei Enkelkinder.

Wieder wurde die kleine Wohnung im alten deutschen Haus im früheren Köllmisch Damerau zum gemütlichen Ferien- und Arbeitsdomizil.

Die Erwachsenen und mein jüngster Enkel erkundeten die Landschaft und Sehenswürdigkeiten wie das Gestüt Georgenburg, das Schloß in Insterburg, und anderes Interessante, - nicht zu vergessen das Bernsteinmuseum .Ich zeigte ihnen die Marktkirche in Tapiau und das Kloster Isobilnoie. Davon war auch der Siebenjährige begeistert, was die wunderschönen und ungewähnlichen Bilder zeigen, die er fotografiert hat.

 

Meine beiden älteren Enkelkinder besuchten freiwillig an vier Tagen die Dorfschule und schlossen viele Freundschaften,

In verschiedenen Klassen nahmen sie am Unterricht teil. Aber mit der Hilfe einer deutsch sprechenden Schülerin und auch der Deutschlehrerin wurde viel gefragt und erzählt.

Bei einigen Besuchen in Familien und dem Kindergarten begleiteten mich die Familienmitglieder teilweise im Wechsel.

Vieles hat sich wieder am Leben und der Situation im Dorf verändert und damit auch die Schwerpunkte der „Parnehnen-Hilfe“.

Etliche Dorfbewohner arbeiten oder wohnen nun in der Stadt, weil z.B. in Kaliningrad viel Geld investiert wird und sich dort neue Verdienstmöglichkeiten bieten

.Um so mehr Alte und Kranke bleiben unversorgt zurück, Viehhaltung und Bewirtschaftung der Gärten ist weniger intensiv, Häuser verfallen. Andererseits kommen reiche Leute und bauen sich luxuriöse Datschen oder renovieren das eine oder andere alte Haus. Viele Schulen in der ganzen Oblast wurden zusammengelegt oder geschlossen, weil weniger Kinder beschult werden müssen.

 

Direkt betroffen ist die „Parnehnen-Hilfe“ beispielsweise durch die unaufhaltsamen Beschädigungen am ehemaligen Schloß; die Arbeit im Kulturhaus mit Club und Bibliothek wurde zeitweilig eingestellt, nachdem im großen Saal die Decke auf die Bühne gefallen war und auch die Bibliothek durch die Schäden am Dach noch feuchter wurde.

Teurer Brandschutzauftrag an den Wänden, Metallummantelung, Kostüme, Spielmaterial, Tisch und Strühle für die Kinder, der Stromzähler und auch der Bühnenvorhang waren Investitionen der Parnehnen-Hilfe, die nun ihren eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen können.

Bei einem meiner Besuche lagen in einer Ecke des Saals die neuen Platten für das Dach, beim nächsten Besuch nach Monaten ruhten die Platten noch dort und auf der Bühne, auf der sich häufig Kinder aufhalten, hatte sich ein Teil der Decke, des Fußbodens der oberen Etage und des Dachs niedergelassen.

 

Einige meiner langjährigen Freunde sind im Laufe des Jahres verstorben. Galina war eine sehr herzliche Frau, die ich als Schneiderin im Schulinternat und liebenswerte, hilfsbereite Frau aus meiner Nachbarschaft schätzte. Bis zu ihrem Tod hatte sie für ihre Enkelin gesorgt, und ich hatte mehrmals Gelegenheit, den liebevollen Umgang der Beiden miteinander und dem Opa zu beobachten. Die Enkelin Katja in fand in Deutschland eine Patin und wird auf diese Weise bei der Finanzierung ihrer Schulmaterialien unterstützt. Unser 1. Patenkind Mascha hingegen verlor seine Patin, die aus finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage war, den monatlichen Beitrag zu zahlen und auch den Briefkontakt abbrach. Einige der Paten nutzen die Möglichkeit, untereinander und erstmals jetzt auch mit den Patenkindern über unser kleines Parnehnen - Forum Nachrichten und Meinungen auszutauschen

 

Im Laufe des Jahres beendeten einige Studierende ihre Ausbildung, und jüngere Studenten können nun einen Zuschuß zu ihren Ausbildungs- und Lebenshaltungskosten bekommen.

Julia und Rinata kenne ich schon als Kinder aus dem Internat. Seit Beginn des Studiums in Kaliningrad erhält jede von ihnen 50,€ Beihilfe im Quartal von der Parnehnen-Hilfe. Die ältere der Schwestern  hat ihr Jurastudium erfolgreich  abgeschlossen, die jüngere studiert noch.

Auch eine der Schwestern unseres Schusterlehrlings Pascha hat ihre Schneider-Ausbildung erfolgreich abgeschlossen;  im November hatten die Geschwister den Plan, in Kaliningrad gemeinsam eine Reparaturwerkstatt für Schuhe und Kleidung zu eröffnen.

Bei der Betreuung hilfsbedürftiger Kinder oder Familien ergaben sich auch einige Veränderungen, der Umfang ist jedoch ähnlich geblieben. Für kinderreiche Familien oder auch solche, bei denen ein oder beide Elternteile krank oder Alkoholiker sind, wird die Versorgung der Kinder auch dadurch schwieriger, daß die Lebenshaltungskosten sehr gestiegen und die Preise vieler Lebensmittel schon auf ähnlich hohem Stand wie in Deutschland sind. Das wiederum bedeutet natürlich auch, daß die finanzielle Unterstützung für Familien, Studierende, auch für soziale Einrichtungen in der bisher gezahlten Höhe weniger effektiv ist.

Glücklicherweise ist aber die Finanzierung von Gesundheitsstationen (medikal Punkte bezw. Sozialstationen) inzwischen sehr viel besser geworden, auch die Schulspeisung und Versorgung in Krankenhäusern.

Viele Menschen in Sorino, Liwni, Krasnij Jar, Olchowka, Dalnje, Talpakki, Bolschoi Gorki oder Diwnoe winken dem weißen Wohnmobil freudig zur Begrüßung und nach einigen Wochen voller Hoffnung auf ein Wiedersehen und freuen sich über die Freundschaft, die ihnen entgegengebracht wird, - auch wenn sie nicht finanziell davon profitieren -. Sie tragen Grüße auf an alle deutschen Freunde und öffnen für Gäste ihre Herzen und Türen und bieten uns allen, die wir eintreten, einen Tee an. Ich grüße Sie und danke für wieder ein Jahr, in dem Sie der Parnehnen – Hilfe treu geblieben sind.